Und jetzt: Die 5.000-Euro-Frage!

Nein, auch kurz vor Weihnachten gibt es hier kein Quiz, bei dem man viel Geld gewinnen kann. Allerdings gehts um Geld, das gerade jetzt ja auch eine große Rolle spielt.

Kennen Sie das: Wenn Freunde von den Preisen erfahren, die Fahrräder heute so kosten, ist eine Antwort fast ein Automatismus: “Davon kann ich mir ja schon ein Auto kaufen!” Fahrradbegeisterte Menschen trifft dieser Vergleich hart. Zum Einen, weil jeder, der Fahrrad fährt, weiß, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden. Ein Fahrrad will trotz Hälfte der Räder nicht ein halbes Auto sein. Es ist ein ganz eigenständiges technisches und kulturelles Produkt – aus dessen Vorfahren sich übrigens das erste Auto entwickelt hat. Zum Zweiten ist dieser Vergleich sinnlos, weil er so absurd ist: Höchstens für Menschen im Kurier- oder Transport-Business ist das Auto eine – wenn oft auch schlechte – Alternative zum Fahrrad. Der Vergleich ist so absurd als würde ein Freund zum anderen sagen: “Mensch, statt eines so teueren Bilschirms hättest du dir doch gleich einen Wäschetrockner kaufen können!”

Begegnet man Auto-fokussierten Menschen mit diesem Argument, fangen einige an, nachzudenken. Natürlich könnte man dann auch erklären, wie viel Entwicklungsarbeit im Rahmen eines guten Fahrrads – womöglich sogar einem Maßfahrrad wie bei PATRIA – steckt. Könnte über das Hightech sprechen, das moderne Schaltungen kennzeichnet. Oder dass es heute Fahrradbeleuchtung gibt, die manche Autoscheinwerfer im Dunkeln versauern lässt. Oder dass manche E-Bikes schon so “intelligent” sind, dass man nicht merkt, dass da ein Motor anschiebt – man fühlt nur die Leichtigkeit … Natürlich kann man auch gesundheitliche, finanzielle, Erlebnis- oder praktische Faktoren vorbringen, um weiter zu erklären, warum ein Vergleich Kaufpreis Auto – Kaufpreis Fahrrad nicht funktioniert.

Warum denken viele der weniger Fahrrad-affinen Zeitgenossen so? Sicher hat es mit der jüngeren Geschichte des Fahrrads zu tun. In den späten Sechziger- und Siebzigerjahren, der Zeit also, als die ganze westliche Welt auf das Auto setzte, wurden Fahrräder in der Wahrnehmung vieler tatsächlich zur Mobilitätshilfe für Menschen, die sich kein Auto leisten konnten. Das Image des Fahrrads ging entsprechend in den Keller – die kleine Nische der Sporträder einmal ausgeklammert. Umgekehrt: Wer Fahrrad fuhr, tat das deshalb, weil er sich kein Auto leisten konnte, so das Vorurteil.

Und dieses Image klebt – zumindest für Menschen, die sich nicht damit beschäftigen – immer noch am Rad. Das Fahrrad soll eigentlich nichts kosten – schließlich gibt es ja auch Fahrräder, die für wenig Geld zu haben sind. Im Frühjahr im Baumarkt zum Beispiel. Wer hier zuschlägt, kann mit etwas Glück tatsächlich ein paar schöne Momente erleben. Viele werden es eher nicht sein – dagegen sprechen zu viele Dinge, von der richtigen Passform über die Qualität der Komponenten und deren harmonische Zusammenstellung bis hin zu sicherheitsrelevanten Details.

Aber bevor man anfängt, einem zweifelnden Menschen das alles zu erklären, macht man besser etwas anderes: Man setzt ihn auf ein modernes, hochwertiges Fahrrad, das passt, und lässt ihn ein paar Runden drehen. Freude am Fahren bringt mehr als viele Worte. Denn: Natürlich kann man sich für den Geldwert mancher guter Fahrräder auch ein gebrauchtes Auto kaufen. Aber dann hat man leider kein Fahrrad – und was das Fahrradfahren ausmacht, kann nur ein gutes Fahrrad leisten.