Praxis-Tipps: Der richtige Gang und richtiges Schalten

Teil II: Gangwechsel – aber richtig – schafft Effizienz und Fahrspaß!

Egal, ob vier oder 14 Gänge: Nicht die Schaltung, sondern ihre richtige Bedienung macht's aus.
Egal, ob vier oder 14 Gänge: Nicht die Schaltung, sondern ihre richtige Bedienung macht’s aus.

Wird jemand gefragt, warum er oder sie am Berg keinen kleinen Gang  einlegt, sondern sich mit einer riesigen Übersetzung und letzter Kraft nach oben quält, ist die Antwort häufig etwas wie: „Ach, zum Schalten bin ich zu faul.“ Der Punkt ist aber viel eher: Wer schaltet, kann faul sein – er muss sich nicht quälen, um die Steigung hinauf zu kommen. Die Schaltung ist so gesehen auch ein Komfortbringer. Je genauer man die Übersetzung dem Gelände und seinem eigenen Anspruch anpassen kann, desto bequemer, flotter und effizienter ist man unterwegs. Um das zu verstehen und zu verinnerlichen, muss man es allerdings erst ein, zwei mal ausprobiert haben. Das Gewohnheitstier Mensch hat nämlich meist nicht die Vorstellungskraft, etwas zu verstehen, was es selbst noch nicht erlebt hat. Also: Der erste Schritt, seine Schaltung auszureizen ist, aktiv zu schalten. Verschiedene Gänge – vor allem am Berg – ausprobieren! Je nach Typ des Getriebes ist Schalten nicht gleich schalten, daher diese Aufstellung: 

Kettenschaltung: immer in Bewegung!
Wie man schaltet, hängt auch davon ab, welchen Schaltungstyp man am Rad hat: Die Kettenschaltung lässt sich am besten unter leichtem Pedaldruck schalten; sie erfüllt ihre Pflicht aber eigentlich immer, so lange sich die Antriebskomponenten etwas bewegen. Das System schaltet am schnellsten, knackigsten und ist deshalb und wegen des geringsten Gewichts im Radsport auch heute noch die Nummer Eins.

Im Stand oder bei sehr langsamer Fahrt lassen sich die Gänge nicht wechseln. Das bedeutet: Vor dem Stopp, also noch beim Ausrollen, muss ein kleiner Gang eingelegt werden, will man später wieder bequem und flott starten. Daran zu denken, erfordert etwas Übung; aber wer es sich bewusst macht und ein paarmal exerziert, der hat es bald automatisch intus. Auch wenn die Kettenschaltung unter Last schaltbar ist, sollten Sie am Berg, quasi als „Kupplung“, den Druck aufs Pedal kurz leicht verringern. Dadurch müssen Sie beim Schalten weniger Kraft aufwenden und schonen Ritzel und Kette. Und ihre Ohren werden es auch danken … Apropos: Liegt die Kette auf dem kleinsten Kettenblatt vorn und dem kleinsten Ritzel hinten,  ist das deutlich zu hören. Ein Zeichen dafür, dass man einen extremen Schräglauf der Kette produziert. Läuft die Kette vorn ganz links, sollten sie also hinten die äußersten Ritzel aussparen, um erhöhten Verschleiß und entsprechende Geräusche zu vermeiden. Dasselbe gilt für den Schräglauf von vorne rechts nach hinten links.

Nabenschaltung: Die wartungsfreie mit Schalt-Gedenksekunde
Sie verbirgt ihre Technik geschützt und gut geschmiert in der Hinterradnabe. Dadurch braucht der Antrieb wesentlich weniger Fürsorge in Form von Einstellung und Schmierung zwischendurch. Dass der Antriebsstrang immer auf gerader Linie läuft und nicht wie bei der Kettenschaltung ausgelenkt wird, macht den Antrieb zusätzlich langlebiger. Aber die Schaltnabe hat auch Nachteile: Die meisten Nabenschaltungen lassen sich nur unter wenig bis keinem Druck schalten – vor allem zum Wechseln in kleinere Gänge muss das Pedal entlastet werden. Das heißt für den Fahrer, der gleich an eine Steigung kommt: Vorher schon in einen kleinen Gang schalten, um am Fuß der Steigung im angepassten Gang zu sein. Natürlich lässt sich auch am Berg noch etwas Druck herausnehmen und so schalten, je mehr Steigung, desto geübter muss man dazu sein. Aber auch beim Schalten in der Ebene muss die Kurbel leicht entlastet werden. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob die Schaltung per Seilzug oder per elektronischer Leitung geschaltet wid. 

Einen Unterschied macht hier die Rohloff-Schaltung: Die Edel-Nabe wechselt auch unter leichtem Druck die Gänge – ein gewisser Unterschied zur Kettenschaltung bleibt aber. Trotzdem ist sie mit ihren 14 Gängen und der Übersetzungsbreite einer Kettenschaltung die sinnvollste und wartungsärmste Nabenschaltung für Reise- und Tourenräder auf dem Markt. Was die Gangzahl anbelangt, hinkt sie übrigens kaum hinter Kettenschaltungen her; zieht man die oben genannten Schrägläufe und die Ritzel/Kettenblatt-Kombinationen, welche die nahezu gleiche Übersetzung ergeben, ab, bleiben auch bei der Kettenschaltung nur etwa 15 „echte“ Gänge übrig.

Premium Schalt-Zentrale: Tretlagergetriebe Pinion

Eine Sonderstellung inimmt das Getriebe von Pinion ein: Es ersetzt das Tretlager und die Schaltung. Das bedeutet auch, dass Radhersteller, die sie an ihren Rädern verbauen wollen, einen Rahmen mit speziellen Aufnahmen für das Getriebe konstruiren müssen. Dafür bekommt man je nach Typ 6, 9, 12 oder 18 Gänge, die sich unter allen Bedingungen schalten lassen – im Stand wie beim Pedalieren, mit oder ohne Druck auf dem Pedal. Was diese Tipps angeht, macht das Pinion es uns besonders einfach: Schalten Sie wie und wann Sie wollen, hier ist alles möglich – wohl nirgendwo sonst ist es so einfach, die Trittfrequenz anzusteuern, die man haben will. Und genau darum geht’s ja.
Schaltmuffel: Egal, welche Schaltung Sie haben: Machen Sie Gebrauch davon – mit diesen Tipps hier gehts ganz leicht. Und wenn Sie sich nach kurzer Zeit daran gewöhnt haben, werden Sie es einfach nur genießen – den neuen “Flow”.
Übrigens: Auch auf dem E-Bike sind diese Tipps wirksam. Und wenn Sie mit dem E-Bike mehr Reichweite haben wollen, ist das noch wichtiger …