Praxis-Tipps: Der richtige Gang und richtiges Schalten
Teil II: Gangwechsel – aber richtig – schafft Effizienz und Fahrspaß!

Wird jemand gefragt, warum er oder sie am Berg keinen kleinen Gang einlegt, sondern sich mit einer riesigen Übersetzung und letzter Kraft nach oben quält, ist die Antwort häufig etwas wie: „Ach, zum Schalten bin ich zu faul.“ Der Punkt ist aber viel eher: Wer schaltet, kann faul sein – er muss sich nicht quälen, um die Steigung hinauf zu kommen. Die Schaltung ist so gesehen auch ein Komfortbringer. Je genauer man die Übersetzung dem Gelände und seinem eigenen Anspruch anpassen kann, desto bequemer, flotter und effizienter ist man unterwegs. Um das zu verstehen und zu verinnerlichen, muss man es allerdings erst ein, zwei mal ausprobiert haben. Das Gewohnheitstier Mensch hat nämlich meist nicht die Vorstellungskraft, etwas zu verstehen, was es selbst noch nicht erlebt hat. Also: Der erste Schritt, seine Schaltung auszureizen ist, aktiv zu schalten. Verschiedene Gänge – vor allem am Berg – ausprobieren! Je nach Typ des Getriebes ist Schalten nicht gleich schalten, daher diese Aufstellung:
Kettenschaltung: immer in Bewegung!
Wie man schaltet, hängt
auch davon ab, welchen Schaltungstyp man am Rad hat: Die
Kettenschaltung lässt sich am besten unter leichtem Pedaldruck schalten;
sie erfüllt ihre Pflicht aber eigentlich immer, so lange sich die
Antriebskomponenten etwas bewegen. Das System schaltet am schnellsten,
knackigsten und ist deshalb und wegen des geringsten Gewichts im
Radsport auch heute noch die Nummer Eins.
Im Stand oder bei sehr langsamer Fahrt lassen sich die Gänge nicht
wechseln. Das bedeutet: Vor dem Stopp, also noch beim Ausrollen, muss
ein kleiner Gang eingelegt werden, will man später wieder bequem und
flott starten. Daran zu denken, erfordert etwas Übung; aber wer es sich
bewusst macht und ein paarmal exerziert, der hat es bald automatisch
intus. Auch wenn die Kettenschaltung unter Last schaltbar ist, sollten
Sie am Berg, quasi als „Kupplung“, den Druck aufs Pedal kurz leicht
verringern. Dadurch müssen Sie beim Schalten weniger Kraft aufwenden und
schonen Ritzel und Kette. Und ihre Ohren werden es auch danken …
Apropos: Liegt die Kette auf dem kleinsten Kettenblatt vorn und dem
kleinsten Ritzel hinten, ist das deutlich zu hören. Ein Zeichen dafür,
dass man einen extremen Schräglauf der Kette produziert. Läuft die Kette
vorn ganz links, sollten sie also hinten die äußersten Ritzel
aussparen, um erhöhten Verschleiß und entsprechende Geräusche zu
vermeiden. Dasselbe gilt für den Schräglauf von vorne rechts nach hinten
links.
Nabenschaltung: Die wartungsfreie mit Schalt-Gedenksekunde
Sie
verbirgt ihre Technik geschützt und gut geschmiert in der
Hinterradnabe. Dadurch braucht der Antrieb wesentlich weniger Fürsorge
in Form von Einstellung und Schmierung zwischendurch. Dass der
Antriebsstrang immer auf gerader Linie läuft und nicht wie bei der
Kettenschaltung ausgelenkt wird, macht den Antrieb zusätzlich
langlebiger. Aber die Schaltnabe hat auch Nachteile: Die meisten
Nabenschaltungen lassen sich nur unter wenig bis keinem Druck schalten –
vor allem zum Wechseln in kleinere Gänge muss das Pedal entlastet
werden. Das heißt für den Fahrer, der gleich an eine Steigung kommt:
Vorher schon in einen kleinen Gang schalten, um am Fuß der Steigung im
angepassten Gang zu sein. Natürlich lässt sich auch am Berg noch etwas
Druck herausnehmen und so schalten, je mehr Steigung, desto geübter muss
man dazu sein. Aber auch beim Schalten in der Ebene muss die Kurbel
leicht entlastet werden. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob die
Schaltung per Seilzug oder per elektronischer Leitung geschaltet wid.
Einen Unterschied macht hier die Rohloff-Schaltung: Die Edel-Nabe
wechselt auch unter leichtem Druck die Gänge – ein gewisser Unterschied
zur Kettenschaltung bleibt aber. Trotzdem ist sie mit ihren 14 Gängen
und der Übersetzungsbreite einer Kettenschaltung die sinnvollste und
wartungsärmste Nabenschaltung für Reise- und Tourenräder auf dem Markt.
Was die Gangzahl anbelangt, hinkt sie übrigens kaum hinter
Kettenschaltungen her; zieht man die oben genannten Schrägläufe und die
Ritzel/Kettenblatt-Kombinationen, welche die nahezu gleiche Übersetzung
ergeben, ab, bleiben auch bei der Kettenschaltung nur etwa 15 „echte“
Gänge übrig.
Premium Schalt-Zentrale: Tretlagergetriebe Pinion
Eine
Sonderstellung inimmt das Getriebe von Pinion ein: Es ersetzt das
Tretlager und die Schaltung. Das bedeutet auch, dass Radhersteller, die
sie an ihren Rädern verbauen wollen, einen Rahmen mit speziellen
Aufnahmen für das Getriebe konstruiren müssen. Dafür bekommt man je nach
Typ 6, 9, 12 oder 18 Gänge, die sich unter allen Bedingungen schalten
lassen – im Stand wie beim Pedalieren, mit oder ohne Druck auf dem
Pedal. Was diese Tipps angeht, macht das Pinion es uns besonders
einfach: Schalten Sie wie und wann Sie wollen, hier ist alles möglich –
wohl nirgendwo sonst ist es so einfach, die Trittfrequenz anzusteuern,
die man haben will. Und genau darum geht’s ja.
Schaltmuffel: Egal,
welche Schaltung Sie haben: Machen Sie Gebrauch davon – mit diesen Tipps
hier gehts ganz leicht. Und wenn Sie sich nach kurzer Zeit daran
gewöhnt haben, werden Sie es einfach nur genießen – den neuen „Flow“.
Übrigens:
Auch auf dem E-Bike sind diese Tipps wirksam. Und wenn Sie mit dem
E-Bike mehr Reichweite haben wollen, ist das noch wichtiger …