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Lieferengpässe und Wartezeiten – zur aktuellen Situation

Wartezeiten bis zu einem Jahr müssen Kunden und Kundinnen im Moment hinnehmen, wenn sie einen Neuwagen bestellt haben. Doch auch Radfahrer müssen Geduld mitbringen bis sie ihr Wunschrad in Empfang nehmen können. 

Wir haben schon zu Beginn des Jahres über die Auswirkungen der Lieferengpässe mit Jochen Kleinebenne, Geschäftsführer von Patria, gesprochen und Journalistin Britta Fecke hat nun nachgefragt, ob sich die Situation inzwischen entspannt hat?

Jochen Kleinebenne: Nein, von Entspannung kann keine Rede sein. Wobei wir noch Glück haben, weil wir unsere Rahmen ja selber bauen. Aber die Fahrradhersteller, die Rahmen aus Fernost verbauen, also eigentlich alle, sind schlecht dran. 

Doch auch wenn wir die Rahmen in Bielefeld herstellen, ein paar Komponenten müssen wir zukaufen, wie z.B. Schaltungen.

Für die Kettenschaltung Deore haben wir die Kurbeln 2020, also vor über einem Jahr bestellt. Bisher gibt es noch nicht mal einen Verschiffungstermin für diese Teile aus Asien. Wenn Fahrradhersteller heute bei Shimano Fahrradkomponenten bestellen, können sie so ab April 2023 frühestens mit Lieferungen rechnen. Das ist echt verrückt!

Britta Fecke: Die Autoindustrie leidet ebenfalls unter Lieferproblemen, die Kunden müssen zum Teil ein Jahr lang auf ihren Neuwagen warten, wie lange warten Ihre Kunden auf ihr Patria?

Jochen Kleinebenne: Wir sind bei 12 bis 16 Wochen und damit stehen wir ganz gut da. Wir liefern zuverlässig nach Reihenfolge der Bestellung und müssen niemanden lange vertrösten.

Zwei Dinge zahlen sich jetzt aus: erstens der eigene Rahmenbau, und zweitens Komponenten aus deutscher oder europäischer Fertigung, die wir ja seit langem bevorzugt einsetzen. Wir verbauen beispielsweise meistens die Schaltung von Rohloff oder den Nabendynamo von SON, und beide Firmen beliefern uns sehr zuverlässig. Und mit den Rahmenrohren von Columbus aus Italien oder P&P aus Werther sind wir zum Glück sehr gut bevorratet, ebenso mit Muffen, da kann uns so schnell nichts passieren.

Britta Fecke: …viele Fahrradhersteller mussten die Preise anheben, Patria auch?

Jochen Kleinebenne: Ja, allgemein entwickeln sich die Fahrradpreise gerade sprunghaft. Bei Patria nicht so drastisch, aber auch wir müssen auf steigende Kosten bei den Komponenten reagieren und haben darum aktuell unsere Preise moderat erhöhen müssen.

Denn auch uns – als Fahrradhersteller – treffen die hohen Benzinpreise. Klingt bizarr, wo wir doch CO²-neutral und umweltfreundlich mit dem Rad unterwegs sind. Aber auch zu uns müssen die Stahlrohre oder Schaltungen geliefert werden und das passiert leider nicht mit dem Fahrrad, sondern auf dem Seeweg oder per LKW und diese Transportkosten sind erheblich gestiegen. Und so kosten uns im Moment Getriebeschaltungen rund 5% mehr als noch vor einem Jahr. Und für technische Gase, die wir zum Löten verwenden, müssen wir 15% mehr bezahlen, nur um mal Beispiele zu nennen.

Posted in Alle News, Inside Patria
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