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Solartechnik: Radweg mit integrierten Winterdienst

Schöne neue Fahrrad-Welt: Dieser Radweg liefert Strom und kann sich selbst von Schnee und Eis befreien.

Schöne neue Fahrrad-Welt: Dieser Radweg liefert Strom und kann sich selbst von Schnee und Eis befreien. Bild: Solaroad

Es hört sich wirklich an wie aus einem Science-Fiction-Film: ein Radweg, der Strom produziert! Aber wieso ausgerechnet die Kombi Radweg/Solarpanel?

Tatsächlich kam es über einen Umweg zu dieser Idee. Und dieser Umweg erklärt das: Donald Müller-Judex, der Ideengeber, suchte nämlich nach einer Fläche für Solarpanels, und die geeigneten Dächer in der Region waren belegt beziehungsweise nicht verfügbar, so der WDR in einer Meldung zu dem Thema. Warum nicht eine Fläche bauen, die zusätzlich noch anders genutzt wird: eine Straße – oder eben ein Radweg?

Letzteres wurde Anfang November jetzt mit viel Öffentlichwirksamkeit eingeweiht. Der Weg soll so viel Energie produzieren, dass im Optimalfall vier Familien ihren Bedarf damit decken könnten. Was seiner Nutzung aber noch näher liegt: Der Weg, entwickelt von Solmove, dem Unternehmen von Müller-Judex, der RWTH Aachen, zwei Fraunhoferinstituten und der Universität Bayreuth kann sich im Winter selbst schnee- und eisfrei halten, denn mit dem produzierten Strom kann er auch seine Oberfläche aus rutschfestem Spezialmaterial beheizen. Wie weit das Konstrukt, das gerade eingeweiht wurde, wirklich praxistauglich ist, sollten die nächsten Monate zeigen. Übrigens gibt es in Holland schon seit 2015 Solarenergie erzeugende Radwege unter anderem vom Unternehmen Solaroad.

Leicht getrübt wird die Freude über diese News vielleicht, wenn man die Kosten erfährt – seltsamerweise nennt sie kaum eine Zeitung oder ein Portal. In dem zusätzlichem Videobeitrag auf genannter WDR-Seite war er dann doch zu hören: Diese neunzig Meter Weg kosteten etwa 800.000 Euro. Zum Vergleich: Ein ganzer Kilometer normaler Radweg – die elffache Länge also – kostet etwa 100.000 Euro, ein Achtel. Sicher: Neue Technologien werden fast immer günstiger, sobald man sieht, dass sie funktionieren und daher weiter an ihnen entwickelt wird. Außerdem sagt Solmove, grundsätzlich könne man mit einer Solar-Straße Geld verdienen. Nämlich nach Abzug der Investitionskosten fünf bis acht Euro pro Quadratmeter und Jahr.

Aber ein kleines Bisschen hat diese Sache für manchen Radler wohl auch einen Beigeschmack: Da zeigt eine Region, wie viel Innovationswillen und Geld sie in den Radverkehr steckt. Das ist gut fürs Image, man wirkt innovativ und der nachhaltigen Mobilität zugewandt – doch mit dieser Wirkung nach außen hat es sich dann leider oft. Woher soll auch das Geld herkommen, solche Wege weiterzubauen? Seit Jahrzehnten fehlt statt dessen an allen Ecken und Enden der Republik angeblich das Geld dafür, überhaupt ein wirklich funktionierendes Radwegenetz in den Städten oder außerorts zu vervollständigen und zu pflegen.

Aber vielleicht geht das jetzt ja doch – mit dem Umweg und Zusatznutzen der Stromgewinnung per Solar. Diese Branche soll ja eine gut funktionierende Lobby haben …  

Posted in Alle News, Verkehr & Gesellschaft
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