Patria im Radio: Rahmenbau noch und nöcher
Im Januar war Günter Beyer vom Deutschlandradio Kultur bei uns zu Gast und hat für ein Feature zum Thema Fahrradindustrie in Deutschland recherchiert. Herausgekommen ist ein halbstündiges Hörstück, das der Fahrradproduktion in Deutschland auf den Grund geht: Fahrradboom und Fahrradindustrie – Vom Drahtesel zum “Bike”
Darin heißt es:
Fahrradherstellung heißt nicht zwingend Massenproduktion. Entgegen dem Branchentrend behaupten sich noch einzelne Unternehmen, die jeden einzelnen Rahmen nach dem persönlichen Aufmaß des künftigen Fahrers aus Stahl schmieden. Zum Beispiel die kleine Manufaktur Patria aus Bielefeld.
“Schmieden” verstehen wir hier symbolisch als Metallverarbeitung und -veredelung. Jedoch erlauben wir uns anzumerken, dass es in diesem Absatz das “noch” gar nicht gebraucht hätte. Sicher, Rahmenbau hat gerade hier in der Bielefelder Region eine lange Tradition. Vielleicht kennen wir dieses “noch” gerade deshalb schon seit vielen Jahren, wenn über uns und unsere Produktionsweise geschrieben und gesprochen wird. Trotzdem impliziert das kleine Wort den Gedanken, dass etwas sich dem Ende zuneigt, eben “noch” da ist und in nicht allzu ferner Zukunft verschwunden sein wird. Das mag für einige andere Hersteller zutreffen, die den Rahmenbau ausgelagert haben. Für Patria hat das “noch” keine Bedeutung.
Denn wir spüren die Vorteile und den Aufschwung des feinen Stahlrahmenbaus – auf Wunsch auf Maß – in jeder Saison. Stetige Modellpflege, das Eingehen auf Sonderwünsche oder die an den Körpermaßen orientierte freie Maßgeometrie: Es gibt für uns und vor allem unsere Kunden viele Argumente, die für die “In-House-Produktion” sprechen. Denn wir halten es nach wie vor für den besseren Weg, das Herzstück des Fahrrads, den Rahmen, auf den zukünftigen Fahrer und Einsatz anzupassen, anstatt lediglich Komponenten an Standardrahmen zu variieren.
Dass wir – und andere selbst bauende Hersteller – eine traditionelle Fertigungsweise anwenden, aber eben auch weiter entwickeln, beweisen viele kleine Details. Augenfällig wird das Potenzial spätestens bei der Integration modernster Komponenten. So werden immer mehr Räder mit Pinion-Getriebe oder Shimano-Steps-Antrieb bestellt, die wir dank selbst entwickelter Aufnahmen auch an Maßrahmen verbauen können. Diese Kombination wäre schlicht unmöglich, würden wir unsere Rahmen von anderen Kontinenten beziehen. Und auch eine Entwicklung wie der Pickup ist für uns nur durch kurze Wege zwischen Werkstatt und Konstruktionsprogramm vorstellbar.
Wir sind uns auch nicht sicher, ob wir wirklich gegen den Branchentrend arbeiten. Zwar produzieren sehr viele große Firmen außer Haus, der Rahmenbau in Kleinserie erlebt aber sehr wohl einen neuen Aufschwung. Das lässt sich zum Beispiel an Rahmenbaumessen wie der NAHBS in den USA oder der Bespoked in Großbritannien ablesen, auch auf der Berliner Fahrradschau ist der Handmade-Bereich eine feste und unserem Eindruck nach wachsende Größe. Und Seiten wie der Stahlrahmen-Blog scheinen keine Mühe zu haben, über immer mehr Stahlrahmenbauer zu berichten.
Bitte sehen Sie uns also die penible Kritik an einem kleinen Wort nach. Wir schreiben sie hier in den News nieder, weil uns das “noch” schon seit mindestens zwei Jahrzehnten begleitet. Allein schon diese Zeitspanne bestätigt uns in der Gewissheit, dass Stahl als Rahmenmaterial im besten Sinne zeitlos ist. Das Wörtchen “noch” beißt sich an unserem Lieblingswerkstoff ganz einfach die Zähne aus.
Und jetzt viel Spaß mit dem sehr interessanten Radiobeitrag. Wir freuen uns, dass das Fahrrad Sendezeit im Radio bekommt und wir mit dabei sein dürfen.