Karte oder Navi?
Die digitale Navigation auf dem Fahrrad ist für viele heute schon selbstverständlich, andere lehnen sie – was Urlaubsreisen oder Tagestouren angeht – kategorisch ab. Vor allem viele Alte Hasen schwören drauf: Die Fahrradreise oder -Tour wird mit Karte bestritten! Bei “Berufs-Reisenden” sind Fernreisen ohne Navi kaum mehr vorstellbar. Fragt man nach, warum?, erscheinen Argumente, die nicht einfach von der Hand zu weisen sind. Wir haben die Argumente für die beiden Navigationssysteme gesammelt.
Die Karte ist besser zu handhaben
Das stimmt nur in mancher Hinsicht: Liegt die Karte vor mir, kann ich direkt in Media res gehen – alles, was die Karte kann, ist direkt zugänglich. Sie zeigt die Orte an, kann mir relativ schnell grobe Entfernungen wiedergeben, liefert, je nach Typ, Aussagen über die Befahrbarkeit und Breite der Wege beziehungsweise den Oberfläche und oft auch über Steigungen und Gefälle. Weniger kompliziert zu handhaben ist die Karte damit sicher – je nach Gerät und Hersteller muss man sich inten siv in die Bedienung eines Navis einarbeiten, bis es in der Praxis gut läuft. Aber: Die einfache Handhabung hört auf dem Fahrrad auf. Ich muss anhalten, sie zur Hand nehmen und gegebenenfalls aufschlagen, wenn sie nicht bereits so gefaltet ist, dass ich den aktuellen Ausschnitt vor mir habe.
Die Karte liefert eine bessere Übersicht.
Das ist in unseren Augen der Hauptvorteil der Karte: Sie hilft, Orte und Strecken in einen größeren Umfeld einzuordnen. Entfernungen werden direkt und unmittelbar verständlich, man bekommt einen einfachen Überblick über Proportionen und wo man sich gerade befindet. Zwar können auch Navigationsgeräte große Regionen anzeigen, doch dann fehlt auf dem kleinen Display die Übersicht. Außerdem muss man dazu die Einstellung – je nach Gerät aufwendig – verändern.
Die Karte ist Strom-unabhängig.
Ein weiterer echter Pluspunkt der Landkarte. Sie ist – im Hellen – ohne Strom lesbar; doch braucht man bei schlechtem Licht oder nachts eine Lichtquelle – also meist eine batteriebetriebene Leuchte. Darüber hinaus kann man heute die Akkus vieler Navis per Nabendynamo laden – man muss sich also nicht abhängig von mobilen Stromquellen machen.
Die Karte ist zuverlässig und immer einsatzbereit, der Navi nicht.
Das Argument verabschiedet sich allmählich, denn Navigationsgeräte werden immer sicherer und zuverlässiger. Sie arbeiten effizient, sind oft im stromsparenden Modi zu betreiben und stürzen selten ab – auch wenn es je nach Typ und Hersteller noch deutliche Unterschiede gibt.
Die Karte ist viel günstiger
Wirklich? Sicher, für eine einmalige Wochenendreise wird sich niemand ein Navi für 200 Euro oder mehr anschaffen, doch schon bei wenigen Touren pro Jahr wird das Kartenmaterial auf Dauer teurer als das Navi. Zumindest dann, wenn man in unterschiedlichen Regionen unterwegs ist; dann ist immer wieder eine neues Kartenmaterial fällig.
Die Karte ist robuster.
Nicht wirklich: Regen hat schon so mancher Karte den Garaus gemacht, und wer auf komplexen Routen häufig halten und nachschlagen muss, hat oft bald Loseblatt-Sammlung in Händen. Dem gegenüber ist ein Outdoor- und Fahrrad-Navi äußerst robust.
Durch die Beschäftigung mit der Karte und dem Abgleich mit der Landschaft, in der man sich verbindet, erhält man einen viel besseren Überblick und lernt viel schneller, sich im jeweiligen Gebiet zu orientieren. Das wird wohl jeder schon einmal erlebt haben, und sei es auch mit dem Auto-Navi: Übernimmt der immer die Wegführung von A nach B ist es ungleich schwieriger, sich zu orientieren.Was aber wirklich für den Navi spricht sind Eigenschaften, die keine Karte bieten kann: Navis zeigen immer deinen aktuellen Standpunkt. Dadurch ist Verfahren kaum möglich. Beim Blick auf die Karte ist sofort zu erkennen, ob man sich noch auf der vorgegebenen Route befindet oder nicht, akustische oder optische Abbiegehinweise (so sie denn beim jeweiligen Gerät möglich und eingestellt sind) machen auf einen Richtungswechsel aufmerksam.
Dazu kommt: Viele Navigationsgeräte bieten Zusatzfunktionen – vor allem im Sport-Bereich scheint kein Wunsch offen zu bleiben. Toll ist auch die Anbindung vieler Hersteller an Internet-Foren oder Portale, auf denen man seine Touren posten und Touren anderer downloaden und nachfahren kann. Hier sind in den letzten Jahren riesige Netzwerke an Touren entstanden, die Auswahl an Routen ist nahezu unendlich. Herunterladen, auf das Navi spielen, losfahren.
Wer es scheut, sich in die Technik, die tatsächlich nicht immer einfach zu beherrschen ist, einzuarbeiten, der sollte zunächst ein Einsteigergerät testen. Diese sind mit wenigen Fingertipps auf das selbsterklärende Displaymenü oder Tasten zu bedienen. Ihre Leistung reicht für das Laden von Strecken, Touren-Navigation (Routing) und die Navigation zu festgelegten Orten – wie beim Auto – aus.
Also Karte vergessen und alles per Navi? Jein. Der pure Luxus ist es, wenn man auf beides zurückgreifen kann. Sich mit der Karte ein Bild von der Region, in der man sich bewegt, zu verschaffen und dadurch besser zu verstehen, welche Route sinnvoll ist und welche weniger macht nicht nur Spaß, sondern ist äußerst praktisch. In der großen Übersicht die Sehenswürdigkeiten und ihre Entfernung abzuschätzen und danach die Route dank Navigationsgerät ohne ständiges Absteigen und Karte auspacken zu fahren – das ist das Höchste der Navigations-Gefühle auf dem Rad.