Straßenbahnschienen vs. Radfahrer
Die techische Entwicklung kapituliert vor der Fahrradtauglichkeit der Straßenbahnschiene.
Eigentlich komisch, oder? Da können Menschen, sofern sie das nötige
Geld besitzen, in den Weltraum fliegen, da werden Teilchenbeschleuniger
gebaut, die Materie auf nahezu Lichtgeschwindigkeit bringen und man kann
sich die nötigen Ersatzteile fürs Auto schon bald selber drucken. Aber
ein Radfahrer, der in einer X-beliebigen Stadt Straßenbahnschienen
überqueren will, muss immer noch höllisch aufpassen – weil es heute
immer noch selbstverstänlich ist, dass er sich dabei in (Unfall-)Gefahr
begibt. Falls es dabei noch regnet oder er ein Rad mit kleinen Rädern
beziehungsweise schmalen Reifen fährt, wird es noch gefährlicher.
Geschätzt hat mindestens jeder dritte Radfahrer schon mal “eingefädelt” –
mit unterschiedlichem Effekt.
Kleine Gedankenspielerei: Was wäre wohl, wenn es eine ähnlich “selbstverständliche” Standard-Unfallquelle für Autofahrer gäbe?
Sicherer mit Spezialgummi
Wie dem auch sei: Der Schweizer Konzern Dätwyler hat nun auf einer
Berliner Fachmesse eine technische Lösung vorgestellt, die das
Schienen-Problem beheben könnte. Das Herzstück der Entwicklung ist ein
an einem Träger befestigtes Gummiprofil, das die Schienen-Spurrille
ausfüllt. Im Ausgangszustand dichtet dieses Elastomer die Rille fast
plan ab; fährt ein Radfahrer über die Schiene, besteht keine Gefahr, da
praktisch keine Rille vorhanden ist. Fährt die Bahn darüber, wird das
Profil von deren Gewicht tief in die Schiene gedrückt – die Bahn wird
also wie gewohnt von der Schiene geführt und läuft in der Spur. Durch
die eigene Elastizität dehnt sich das Profil wieder auf das Normalmaß
aus, sobald das Rad der Bahn darüber gelaufen ist. Das spezielle
Gummi-Elastomer und die Art, wie es in der Rille befestigt ist, machen
den Unterschied zu den Lösungsvorschlägen aus, die es bisher gab. Sie
waren bei Testläufen deutlich zu wenig robust, um wirklich eingesetzt
werden zu können.