Frühjahrsputz und -Check: Sicher in die neue Saison! Teil II: Wackelt nicht und hat Luft!
– Jetzt gehts an die Schraubverbindungen. Ist alles fest, was fest sein soll? Sind Bolzen an Lenker und Vorbau, Sattel, Gepäckträger und gegebenenfalls Lowrider gut angezogen? Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Griffe: Rutschende Griffe sind ein hohes Sicherheitsrisiko! Wer auf Nummer sicher gehen will, greift zu verschraubbaren Produkten. Aber auch Abnutzung ist gefährlich: Abgewetzte Schaltdrehgriffe lassen sich bei Nässe kaum mehr bedienen – ersetzen lassen!
– Kontrollieren Sie alle Seilzüge auf Bruchstellen oder Lecks in den Hüllen. Hier können Feuchtigkeit und Schmutz eindringen und Korrosion verursachen. Beschädigte Züge sollten ausgetauscht werden. Wer sich an die Wartung traut: Zum Schmieren die Züge am besten am Lenker aushängen (dazu vorher entlasten, also bei Felgenbremse den Nippel unten aushängen oder Bremsschuhe per Hand zusammendrücken) und dann drei Tropfen Öl in die Außenhülle träufeln. Bei Zügen, die noch nicht lange in Betrieb sind, sollten Sie darauf verzichten – dann dürfte die Schutzschicht zwischen Zug und Hülle noch intakt sein; sie sorgt für wenig Innenreibung.
– Licht und Stromversorgung am E-Bike: Alle Leitungen auf Unversehrtheit kontrollieren. Zu Stellen, an denen die Isolierung angegriffen scheint (porös, verkratzt, zum Beispiel durch einen schlechten Verlegungs-Pfad) sollten Sie den Händler fragen, wie das Problem gelöst werden kann. Offene Leitungen? Isolierband drauf und ab zum Händler!
– Radlagerkontrolle: Hat das Hinter- oder Vorderrad Spiel, kann es sein, dass die Lager ausgetauscht oder nachgestellt (Konuslager) werden müssen. Test: Laufrad seitlich drücken. Wenn Sie ein Spiel bemerken ist das definitiv ein Fall für den Fachmann! Laufrad-Unwucht: Mit leicht angezogener Bremse (bei allen Felgenbremsen) schleift die Felgenflanke einseitig am Bremsklotz? Zentrieren lassen, bevor die Acht schlimmer wird. Wer keine Felgenbremsen hat, hält das Ende eines länglichen Gegenstands – einen Reifenheber oder Schraubendreher – mit wenigen Millimetern Abstand zur Felgenflanke und dreht das Vorderrad. Hört man ein Reibgeräusch, sollte die Felge zentriert werden. Entsprechend am Hinterrad verfahren.
– Schaltung: Bemerken Sie beim Fahrtest, dass Gänge nicht sauber einrasten oder die Kette springt, sollten Sie, schon um größere Schäden zu vermeiden, den Fachmann aufsuchen – egal, ob es sich um eine Ketten- oder eine Nabenschaltung handelt. Meist muss die Schaltung nur neu eingestellt werden.
– Steuerlagertest: Rad am Steuerkopf hochheben und Lenker frei drehen. Bemerken Sie einen Widerstand oder Reiben oder lässt sich der Lenker schwer drehen? Dann ist etwas nicht in Ordnung. Auch feines Spiel des Steuerkopfs lässt sich wahrnehmen: Wenn Sie bei angezogener Vorderradbremse versuchen, das Rad zu schieben und dabei die zweite Hand an die obere Lagerschale legen. Spüren Sie eine leichte Bewegung der Schale, muss der Fachmann drauf gucken – wie auch bei schwergängigem Lager.
– Sensibilität ist beim Check des Tretlagers gefragt. Dazu muss das Rad auf einem Montageständer befestigt sein, oder Sie lassen jemand anderen das Rad festhalten. Sie greifen die linke und die rechte Kurbel – Achtung: nicht das Pedal! – und versuchen quer zur Fahrtrichtung zu ruckeln. Spüren Sie eine Bewegung? Schon bei ganz leichtem Spiel gilt: von der Werkstatt des Vertrauens überprüfen lassen!
– Durch den Zug beim Pedalieren längt sich die Kette mit der Zeit. Folge: Die Passung mit Kettenblatt und Ritzel stimmt nicht mehr, und die zu lange Kette verschleißt diese Komponenten zusätzlich. Ein einfacher Test für die Kettenlängung: Ziehen Sie den Gliederstrang mittig vor dem Kettenblatt nach vorne. Wenn sie mehr als vier Millimeter abgezogen werden kann, sollte sie ausgewechselt werden. Genauer geht’s aber mit dem Kettenprüfer beim Händler!
– Ähnliches bei den Zahnrädern: Ritzel und Kettenblatt sind nicht
erst abgenudelt, wenn Haifischzähne zu erkennen sind. Um den genaueren
Zustand festzustellen, braucht man Messgeräte. Die Bike-Werkstatt hat
sie.
Für Nabenschaltungsräder ist auch die eingestellte
Kettenspannung wichtig, denn sie haben keinen automatischen Spanner.
Hier gilt: Die richtig gespannte Kette sollte sich in der Mitte zwischen
Ritzel und Kettenrad nur um einen Zentimeter nach oben und unten
bewegen lassen. Falls Nachstellen fällig ist, findet sich die genaue
Beschreibung in der Bedienungsanleitung – der Händler weiß aber
natürlich auch weiter.
Ist die Kette arg mitgenommen – bekommt sie womöglich schon eine rostrote Farbe? Ersetzen lassen!
– Auch wenn es für viele lästige Pflichterfüllung ist: Kettenölen ist wichtig! Eine gut gewartete Kette hält nicht nur um vieles länger, sie schont auch den kompletten Antrieb. Außerdem spart sie enorm Kraft. Dabei ist es auch nicht egal, wie geölt wird. Richtig geht’s so: Grobe Fettpartikel werden zunächst entfernt, indem man die Kette durch einen weichen Lappen laufen lässt. Auch hier ist für groben Schmutz an den Laschen der Kette die Zahnbürste wieder sehr nützlich. Grundsätzlich sollten Sie bei aufrecht stehendem Fahrrad am sogenannten Leertrum schmieren, also am unten liegenden Kettenstrang. Öl, das auf das Zugtrum (oben) kommt, wird beim ersten Pedalieren durch die Fliehkraft wieder weg gespritzt, während Öl beim Pflegen auf der richtigen Kettenseite dorthin kommt, wo es hin soll: Zwischen die Kettenrollen und den -bolzen sowie zwischen Innen- und Außenlaschen. Ganz einfach geht das, wenn sie das Ölfläschchen über die Kettenlaschen halten und mit sanftem Druck tröpfeln lassen, während sie am Pedal rückwärts drehen – geht leider nicht bei Rädern mit Rücktrittbremse. Sie ölen am besten in zwei Phasen: einmal rundum entlang den linken Laschen, einmal entlang den rechten. Das Schmieren der Rollen können Sie getrost vernachlässigen. Diese können kaum Öl aufnehmen – und brauchen das auch nicht.
Alles gut überstanden? Dann ist ihr Bike jetzt fertig für den Frühling – und Sie wahrscheinlich für die Dusche …