Aggression im Straßenverkehr? Geschwindigkeitsbegrenzungen!
Auch wenn diese Wahrnehmung nicht neu ist: Jetzt, da die Temperaturen steigen und immer mehr Fahrradfahrer unterwegs sind, wundert man sich doch oft, wie aggressiv es auf unseren Straßen zugeht. Vor allem dort, wo Autofahrer auf Radfahrer treffen. Da wird gehupt, geschrien, gedroht. Und manchmal Schlimmeres. Auf Spiegel Online konnte man vor kurzem in einem Interview mit dem Verkehrspsychologen Bernhard Schlag nachlesen, warum das so ist: Es käme „wesentlich durch die steigende Verkehrsdichte“, meint er.
Je mehr Fahrzeuge auf den Straßen, desto mehr Aggression“
Warum dieses Verhalten gerade zwischen Autofahrer und Radfahrer
so heftig ist – denn das kennen wohl die meisten Radfahrer aus der
eigenen Praxis – liegt seiner Meinung nach auch an einem speziellen
Problem: „Der Streit zwischen Radfahrern und Autofahrern ist ein
fundamentaler Ressourcenkonflikt. Radfahrer sind häufig der Meinung,
dass ihnen mehr Raum zusteht als vom Straßenbau zugeteilt. Und damit
haben sie vermutlich sogar recht.
Nehmen Radfahrer den Autofahrern den Platz weg?
Die
Autofahrer befürchten, dass ihnen Raum durch immer mehr Radler genommen
wird“, so der Psychologe. Wie wir das sehen, auch zurecht – Radfahren
setzt sich zum Glück immer mehr nicht nur als Freizeitaktivität, sondern
auch als Mobilitätsalternative durch. Und so beanspruchen auch Radler
mehr Raum auf der Straße – eben auch zu Zeiten, an denen sie und andere
als Pendler unterwegs sind. Ein interessantes Ergebnis seiner Forschung:
Es hilft kaum weiter, wenn man gelegentlich die Perspektive tauscht,
wenn also der Radfahrer sich ab und zu ins Auto setzt und damit in die
Position des Autofahrers versetzt – oder umgekehrt. Anscheinend fällt es
uns schwer, nachhaltig andere Sichtweisen zu verinnerlichen. Wenn wir
ehrlich sind, haben wir auch das vielleicht auch schon an uns selbst
erlebt. Dazu kommt, dass laut Psychologen Geschwindigkeit die Aggression
fördert. Was also machen?
Lösungen gegen Aggression auf der Straße
Zwei
Lösungen werden vorgeschlagen: Zum einen die Trennung von Rad- und
Autospuren durch das Anlegen separater Radwege, so der Psychologe. Ein
Konzept, das stark verbreitet, aber derzeit auch sehr umstritten ist.
Andere Verkehrsexperten meinen, dass dadurch an den Schnittpunkten der
Streifen nur noch mehr Unfallgefahr entstehe.
Die zweite Lösung
zur Verminderung der Aggression im Verkehr – und damit natürlich auch
zur Verringerung der Unfallzahlen: „Tempolimits würden helfen“, sagt
Schlag. Er verweist darauf, dass die deutsche Vollgas-Mentalität in
anderen Länder auf Unverständnis stößt. Laut Schlag sind „zwei Drittel
der Autobahnen unlimitiert“, und auch in den Städten müsse die
Geschwindigkeit gedrosselt werden.
Tempolimits machen ruhiger
Eigentlich
ist es ganz einfach – und das können wir als Autofahrer selbst
feststellen: Im 30er Tempolimit verfallen wir deutlich weniger in
Hektik, wenn wir hinter Radfahrern her fahren müssen, als in derselben
Situation in einer 50er-Zone: Es geht im ersten Fall ohnehin kaum
schneller – egal, ob ich den Radfahrer überholen kann oder nicht. Das
Tempolimit sorgt dafür. Und Aggression unter den Verkehrsteilnehmern
kommt erst gar nicht auf. Leuchtet ein. Schlag gehört unter anderem dem
Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesminister für Verkehr und digitale
Infrastruktur an. Schade eigentlich, dass man da nicht auf ihn hört.